Ein Willkommen an Flüchtlinge
- deutschkurdischerm
- 4. Jan. 2015
- 3 Min. Lesezeit
Die Mannheimer Schülerin Berfin Makbul hat am 03.01.2015 ein Benefizkonzert in der Halle 02 in Heidelberg initiiert. Der kurdische Sänger Sivan Perwer hat seinen Auftritt gespendet.
Ihre erste Demonstration besuchte sie an einem 1. Mai. "Auf dem Paradeplatz in Mannheim war das, ich war noch ein Kind", erinnert sich Berfin Makbul. Sie hielt Plakate, später half sie dabei, Essen auszugeben. "Mein Vater war in der Gewerkschaft und sehr engagiert." Sie wurde so erzogen. Dass man Dinge nicht so hinnehmen muss, wie sie sind. Dass man auf Missstände aufmerksam machen muss. Und dass jeder Einzelne etwas bewegen kann.
Berfin war bei politischen Demonstrationen dabei, engagierte sich im Stadtjugendring und hat bereits mehrere Benefizaktionen organisiert. Etwa eine Beachparty an der Wilhelm-Wundt-Realschule in Mannheim-Neckarau. Morgen folgt nun ihre bisher größte Aktion: eine Benefizveranstaltung in der Heidelberger Halle 02. Mit einem Programm von 15 bis 3 Uhr nachts. Mit Vorträgen, einem Konzert und Party. Eine Gemeinschaftsaktion, wie Berfin betont. Felix Grädler von der Halle 02 hat sie tatkräftig unterstützt, ebenso Özlem Alkan und Arzu Celik, die im Vorstand des kurdischen Kinder- und Jugendvereins "Komciwan" sind. "Allein hätte ich das nicht machen können", sagt Berfin.

Die Idee dazu hatte Berfin beim Nachrichtenschauen. Die blutigen Kämpfe in Syrien und im Irak, speziell rund um Kobane, erschüttern sie. "Ich habe ja selbst kurdische Wurzeln", erzählt die 20-Jährige. Sie wollte etwas tun, um den Flüchtlingen zu helfen. Berfin schrieb ein Konzept, ein Konzert schwebte ihr vor, mit kurdischer Musik. Sie fragte bei verschiedenen Veranstaltern in Mannheim und Heidelberg nach und stieß zunächst auf wenig Interesse. Dann meldete sich Grädler bei ihr. "Wir bekommen sehr viele Anfragen in der Art. Und es ist immer schwierig, solche Veranstaltungen ins laufende Programm einzugliedern und auch unsere Leute da mitzuziehen. Oft sind die Aktionen auch ziemlich unausgegoren", sagt Grädler. Doch als er sich mit Berfin traf, war ihm schnell klar, dass sie sich Gedanken gemacht hatte und ihre Ideen realistisch waren. Auch Özlem Alkan und Arzu Celik, die Berfin schon seit ihrer Kindheit kennt, waren begeistert von der Idee und ließen ihre Kontakte spielen. Ihnen ist es zu verdanken, dass Sivan Perwer auftritt. "Das ist d e r kurdische Sänger. Jeder Kurde kennt seine Musik", sagt Berfin. Neben ihm als Hauptact treten weitere kurdische und deutsche Musiker auf.
Ärzte stellen ihre Arbeit vor
Mitglieder des Verbandes kurdischer Ärzte in Deutschland werden ihre Arbeit vorstellen. Das Eintrittsgeld für die Veranstaltung geht an ihre Organisation. "Wir wollten, dass jeder direkt sieht, wohin die Spende geht", erklärt Berfin. Ab 15 Uhr werden vor der Halle 02 auch Kleiderspenden angenommen, die an Flüchtlinge in der Region gehen. Im zweiten Teil der Veranstaltung legen die DJs Amado und Marcello auf zwei Floors Hip-Hop und Black beziehungsweise Balkan-Sounds auf. "Wir wollten, dass junge Leute, die sich nicht so für kurdische Musik interessieren auch etwas beitragen können - und das ganz einfach, indem sie Party machen", erklärt Grädler.
Berfin wünscht sich, dass der Tag für viele Menschen eine Gelegenheit zum Austausch wird: zwischen Kurden und Deutschen, Türken und Syrern, Künstlern, Fans und Politikern wie Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne), die anwesend sein wird. Eingeladen sind auch die Flüchtlinge, die bereits in Heidelberg leben. Ob sie kommen können, ist noch unklar. "Aber die Veranstaltung soll ihnen zeigen, dass sie hier willkommen sind", sagt Berfin.
"Refugees welcome" - Flüchtlinge sind willkommen. Der Titel stand schon fest, bevor die Anti-Islam-Bewegung Pegida durch deutsche Städte marschierte. "Aber natürlich passt er jetzt besonders", sagt Özlem Alkan. Auch für sie ist die Hilfe eine Herzensangelegenheit: "Meine Familie ist geflüchtet. Ich weiß, wie das ist, wenn man in Flüchtlingsheimen groß wird." Für sie, Arzu Celik und Berfin ist die Sache klar: "Wir haben hier in Deutschland so viele Möglichkeiten. Auch die Möglichkeit, zu helfen." Also tun sie es.
© Mannheimer Morgen, Freitag, 02.01.2015
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